· 

Wider dem Gemeckere

Persönlicher Eindruck meiner ambulanten Reha

Hallo zusammen,

Ja, es gibt selbstverständlich in unserem Gesundheitssystem viel Luft nach oben. Einige Abläufe erscheinen antiquiert und verbürokratisiert; ausschließlich wirtschaftlichen Interessen untergeordnet; Vieles erscheint ausschließlich dem System selbst dienlich, nicht den Agierenden und Betroffenen.

Wem dienen Machtstrukturen im aktuellen System

zwischen Kassenärztlicher Vereinigung, REHA Trägern, Krankenkassen, Ärzt*innen, Krankenhäusern –  dienen diese tatsächlich den Patient*innen und den beruflich Tätigen wie Ärzt*innen, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Physiotherapeut*innen, Sporttherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Rettungssanitäter*innen, Arzthelfer*innen, Altenpfleger*innen?  Zumeist sind die Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen auf unterer und mittlerer Ebene wenig attraktiv; trotz oftmals selbstfinanzierter Ausbildung.

 

Themen wie Zukunft der Krankenhausversorgung auf dem Land, Schließung einiger Geburtenstationen, auch in Schwabendie Zukunft der Notaufnahmen, medizinischer Pflegenotstand, ungerechte Bezahlungsstrukturen, Fachkräftemangel  -all das muss dringend politisch gelöst werden und bedarf eingehender unabhängiger fachlicher Diskussionen und demokratischer Prozesse.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Aktuell gibt es ein Volksbegehren, angestoßen seitens der Gewerkschaften! Jaaaa - es gibt sie noch;  welches die erste Hürde inzwischen überwunden hat!

Volksbegehren Pflegenotstand

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Positive Erfahrungen in der ambulanten Reha in Augsburg

Doch worum es mir heute geht, ist ein persönlicher sehr positiver Eindruck, den ich aufgrund meiner Schulter Operation, der nachfolgenden Reha und dem Reha Nachsorgeprogramm (Irena – für Teilnehmer*innen der Rentenversicherung bund) gewonnen habe.

Ich wurde Anfang Juni 2018 im Wertinger Krankenhaus, aufgrund fehlgeschlagener konservativer Heilungsversuche, an der Schulter operiert. OP und Versorgung im Krankenhaus sind optimalst verlaufen; zuerst bekam ich ein Schulterpolster, welches mir für knapp 4 Wochen zum einen die Schulter 24 Stunden ruhig stellte und zum anderen das Leben schwer machte.

Nichts ging mehr – ich war eindeutig behindert.  Jetzt erlebte ich selber wie es ist, zu fast Allem im Alltag Hilfe zu benötigen; beim Duschen, beim Haare föhnen, beim Anziehen, beim Ausziehen, beim Kochen, Brotschmieren – Haushalt ging fast gar nichts; nur was mit der linken Hand alleine möglich war. Beruflich erlebe ich seit 20 Jahren die Helfer*innenseite.  Die ersten 3 bis 4 Wochen nach der Operation waren für meinen Mann Volker und mich sicher so manches Mal eine Geduldsprobe. Dennoch war ich froh überhaupt operiert worden zu sein von einer Schulterspezialistin; im Anschluss danach ab Tag 4 nach der OP bis zur Reha erhielt ich tatkräftige Unterstützung von unserer ortsansässigen Physiotherpeutin. Dass diese sich nur selbständig halten kann, wenn sie im 20 minütigen Takt behandelt, steht auf einem anderen Blatt.

Inzwischen befinde ich mich bereits im REHA Nachsorgeprogramm und beginne bald wieder zu arbeiten. Insgesamt war ich jetzt nach der OP 3 Monate krankgeschrieben und nicht arbeitsfähig.

Vier Wochen nach der Operation begann ich mit der ambulanten REHA in Augsburg.  Ich hatte mich für eine ambulante REHA entschieden und bin im Nachhinein sehr froh darüber.  Ich lass mich ja nicht so gern fremdbestimmen und erhoffte mir hier wenigstens am Abend meinen gewohnten Freiraum und einfach schlafen im eigenen Bett.

Reibungsloser Ablauf

Ich wurde sehr positiv überrascht. Alles klappte wie am Schnürchen – in Wertingen am Parkplatz wurden wir abwechselnd zu 3., dann zu 6. aus dieser Ecke im Norden Augsburgs, mit einem Kleinbus eingesammelt und am frühen Nachmittag wieder zurückgebracht. Die anfänglichen Unsicherheiten, wo ist was? wie ist der Ablauf? wurden mir von meinen Mitfahrer*innen liebenswürdigerweise abgenommen und bereits am zweiten Tag kehrte für die nächsten 20 Tage Routine ein. Morgens um halb 7 Abfahrt; Beginn der REHA ab 7:45 Uhr; dann verschiedenste Behandlungen,  Gruppen, Trainings, Anwendungen bis um 12 Uhr; dann Mittagessen (für mich als Veganerin gab´s Salat und ab und an Reis mit Gemüse und Nudeln); Abfahrt war um 12:30 Uhr. Meist schlief ich bereits im Bus ein und wachte auf dem Parkplatz in Wertingen wieder auf. Ich war kaputt und erschöpft; daheim schlief ich sofort weiter bis abends.

Wie in einer anderen Welt

empfand ich das…rausgerissen aus dem Gewohnten, aus dem lieb gewordenen Alltag – schwupp, hineingeworfen in ein komplett anderes System mit vielen neuen Menschen ganz unterschiedlicher Problematiken und Hintergründen. Zuhören und beobachten war angesagt. Zwischen Aktiv sein, Anpassung und den eigenen Raum finden, fand ich spannend wie sich nach ein paar Tagen die Menschen finden, mit denen mensch gern einen Kaffee trinkt, zu Mittag isst oder die Pausen verbringt.

 

Begeistert war ich vom ersten Tag an von den Therapeut*innen, Ärzt*innen und dem abwechslungsreichen Programm. Alle ausnahmslos, kümmerten sich, gemeinsam mit mir natürlich, den von  meiner Physiotherapeutin daheim begonnenen Mobilisierungs- und Aktivierungsweg weiterzuführen und mir zu helfen meine Schulter zu stabilisieren.

Angefangen von Elektrotherapie, Einzeltherapien wie Physio- oder Ergotherapie, Vorträgen über Stress, Genuss und Gewohnheit, Kaltluft-Kältetherapie, Entspannungstherapie, Stretchinggruppe, HWS- Schulter Gruppe, Reha Aufbautraining –  sprich Gerätetraining, Krankengymnastik im Bewegungsbad, Isokinetik bis Cardio Training und – unser aller Lieblingsteil: Massageliege Hydrojet (Wasserbettmassageliege).

Ich bekam zu Beginn einen ausgetüftelten Plan, der nach den ersten zwei Arztgesprächen und Untersuchungen sowie dem OP Bericht,  genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten und angepasst wurde und – sollte ich merken, dass mir etwas nicht gut tut, konnte ich es ändern.  Ich bat bspw. um mehr Entspannungstherapie und schwupp – am anderen Tag wurde der restliche Plan daraufhin verändert.

Beim sehr oft stattfindenden Rehatraining mit Geräten, bemühten sich sämtliche Therapeut*innen sehr. Ohne Unterschied wurde motiviert, berichtigt, geholfen und der jeweilige Trainingsplan in der persönlichen Trainingsmappe täglich kontrolliert, abgezeichnet und angepasst an auftretenden Schmerzen, bzw. Fortschritte. Hier waren überwiegend Sporttherapeut*innen und Physiotherapeut*innen am Werk.

Warum schreibe ich das Alles? Weil ich zum Einen sehr dankbar bin für all die Formen der Behandlung zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kraft meiner Schulter und zum Anderen weil ich unser bestehendes Gesundheitssystem, mit allen Macken – wiedereinmal sehr zu schätzen gelernt habe.  Für mich ist es nicht selbstverständlich zu erleben dass sich Menschen so toll um Patient*innen kümmern. Und dies über einen doch längeren Zeitraum. Da in diesem Rehazentrum sämtliche Altersstufen im Einsatz waren; auch lernende und Menschen kurz vor der Rente, zeigte mir mir dass in diesem Unternehmen Vieles wirklich stimmt.

Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass die Arbeitsbedingungen im medizinischen, klinischen wie ambulanten Bereich unbedingt verbessert werden müssen. Denn leider hören viel zu viele Physiotherapeut*innen und weitere Berufsgruppen nach der auch noch meist selbst zu bezahlenden Ausbildung auf und arbeiten berufsfremd.  Was für eine Verschwendung von Ausbildung, Talent und Möglichkeiten. Leider höre ich Ähnliches aus der Altenpflege oder Krankenhauspflege.

Wir alle werden länger arbeiten und daher sind wir auf ein modernes, menschen-zugewandtes und motivierendes Gesundheitswesen, auch ausserhalb von Krankenhaus und Co, dringend angewiesen. Das muss auch für die dort arbeitenden Menschen langfristig attraktiv sein; denn Freude am Beruf hängt wesentlich mit  existenzsichernder Bezahlung, familienfreundlichen, gesunderhaltenden Arbeitsbedingungen, dem eigenen Team sowie der jeweiligen Leitung zusammen.

Ich trainier jetzt erstmal weiter – 24 Termine in der Rehanachsorge im kommenden halben Jahr; das Training findet jetzt in Dillingen statt – finanziert von der Rentenversicherung bund.

Ich sage DANKE Allen, die meiner Heilung beitragen

Heidi Terpoorten, Binswangen 13.08.2018

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Machen ist wie wollen. nur krasser.






Webdesign von BACHERDESIGN